
Prof. Dr. Mariacarla Gadebusch Bondio, Universitätsklinikum Bonn
Prof. Dr. Karin Zachmann, Technische Universität München
ABSTRACT
Evidenz ist eine grundlegende, und dabei heftig umkämpfte Ressource in der Wissensgesellschaft. In der Gegenwart beobachten wir, dass Evidenz immer häufiger in Frage gestellt wird und dass etablierte Gewissheiten ihre Überzeugungskraft verlieren. Diese Tendenzen der Destabilisierung von Evidenz können den gesellschaftlichen Zusammenhalt gefährden, indem sie die Basis für Übereinstimmung zerstören.
Das Phänomen der Evidenzkritik wurde bislang vor allem als Wissenschaftskritik untersucht, als Diskreditierung der Wissenschaft im Zusammenhang mit politischen und wirtschaftlichen Interessenskonflikten. Auf der Tagung wollen wir aber nicht allein solche Formen strategischer Dekonstruktion von Gewissheiten durch Stakeholder finanzierte Gegenevidenz betrachten. Uns interessieren auch Formen indirekter Evidenzkritik, wenn z.B. neue Probleme vorhandene Gewissheiten relativieren. Wir wollen verschiedene Modi der Evidenzkritik herausarbeiten und vergleichend betrachten, um die Fragilität von Evidenz und deren Herausforderungen für demokratisch verfasste Wissensgesellschaften besser zu verstehen.