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Geschichte

„Mit diesem Vermächtnis beabsichtige ich, der Tradition, die auf Heinrich Mylius und Goethe zurückgeht, meine Ehrerbietung zu erweisen und sie mit neuem Leben zu erfüllen.“

Mit diesen Worten verdeutlichte Ignazio Vigoni Medici di Marignano in seinem Testament, dass die Würdigung der Vergangenheit tragendes Element des „Zentrums für hohe deutsch-italienische Kultur“ sein sollte, das dort, nach der beabsichtigten Schenkung des Anwesens in Loveno am Comer See an die Bundesrepublik Deutschland, entstehen sollte. Aber auf welche „Tradition“ genau bezog er sich dabei?

Von Frankfurt nach Mailand: Heinrich Mylius – eine Brücke zwischen Deutschland und Italien

Die Geschichte der Villa Vigoni beginnt, als der gerade zwanzigjährige Heinrich Mylius (1769-1854) aus Frankfurt am Main in Mailand ankommt, um von dort aus die Handelstätigkeiten des Familienunternehmens auf Italien auszuweiten. Dank seines außergewöhnlichen unternehmerischen Geschicks verzeichnete er innerhalb weniger Jahre große Erfolge und bringt es zu einem beachtlichen Vermögen.

Der kultivierte Mylius, der sich sehr für Literatur, Philosophie, Kunst und Musik interessiert, bewegt sich jedoch nicht nur in den deutsch-italienischen Wirtschaftskreisen, sondern unterhält auch enge Beziehungen zu den Protagonisten der zeitgenössischen Mailänder Kulturszene, darunter Massimo d’Azeglio, Francesco Hayez und Alessandro Manzoni.

1799 heiratet er in Weimar Friederike Schnauss (1771-1851): Sie ist es, die ihren Mann am Hofe des Großherzogs Carl August von Sachsen-Weimar-Eisenach einführt, wo er Bekanntschaft mit Friedrich Schiller, Johann Wolfgang von Goethe und Johann Gottfried Herder macht und mit diesen verkehrt. In diesem Umfeld übernimmt Mylius eine wichtige Rolle als Kontaktperson und Förderer der italienischen Kultur in Deutschland und umgekehrt; zudem stellte er als Mäzen und Wohltäter umfangreiche Mittel für die Einrichtung von Kindergärten, Schulen, Bibliotheken, Auszeichnungen für Studierende und Stipendien in Frankfurt am Main und Mailand zur Verfügung. In der lombardischen Hauptstadt verwirklicht er auch sein ehrgeizigstes Vorhaben: Er gründet und finanziert die Società d’Incoraggiamento d’Arti e Mestieri (SIAM) – die erste technische Hochschule Italiens.

Vom Familienbesitz zum Ort der Kunst und der Erinnerung: Die Entstehung der Villa Mylius-Vigoni am Comer See

Heinrich Mylius erwarb das Anwesen 1829 als Geschenk für die bevorstehende Hochzeit seines Sohnes Julius mit Luigia Vitali. Nach Julius‘ plötzlichem und tragischem Tode wenige Tage nach der Hochzeit, wurden die Villa und ihre Räume teilweise neu gestaltet. Es entstand ein Ort, an dem die Kunst Teil einer lebendigen Erinnerungskultur wurde. Daher sind die Gemälde und Skulpturen in den Räumen und im Park noch heute die ideale Verdeutlichung des Schicksals und der Geschichte einer Familie, die stets den hohen Werten des menschlichen Wissens und der Kreativität verbunden war.

Nach Heinrich setzen sich noch drei Generationen Mylius-Vigoni für den Erhalt und Wertschätzung dieser Vergangenheit ein, bis schließlich der letzte Nachkomme, Ignazio Vigoni, der Bundesrepublik Deutschland – in Erinnerung des familiären Ursprungs – vorschlug, diese Verantwortung durch die Annahme des testamentarisch festgelegten Vermächtnisses des Besitzes in Loveno zu übernehmen.

Das Vermächtnis: Der Weg zum Deutsch-Italienischen Zentrum für den Europäischen Dialog

Es ist genau diese Geschichte, in der die Gegenseitigkeit des inter- und transnationalen Austausches zu einem eigenen Wert erhoben wird, die die Bundesrepublik Deutschland dazu bewegt, die Schenkung von Ignazio Vigoni anzunehmen. In Einvernehmen mit der Italienischen Republik wird das Deutsch-Italienische Zentrum gegründet, um die deutsch-italienischen Beziehungen in den Bereichen Wissenschaft, Bildung und Kultur unter Einbeziehung ihrer Verknüpfungen mit Wirtschaft, Gesellschaft und Politik durch Studienaufenthalte, Kolloquien, Rundtischgespräche, Seminare und andere Veranstaltungen zu fördern.

So wird die Vision von Heinrich Mylius – „Möge unser gemeinsames Werk […] immer würdiger den Zweck erfüllen, zu dem es geschaffen wurde: das Gemeinwohl zu fördern und in seinem Umfeld die Zustimmung und die Wertschätzung all der Menschen zu vereinen, die das Schöne, das Nützliche und das Aufrichtige lieben“ – auch heute noch lebendig gehalten.

 

Bibliothek

Die Bibliothek der Villa Vigoni besteht aus zwei Teilen: Im modernen Teil finden sich Publikationen, die in Zusammenhang mit den aktuellen Tätigkeiten des Zentrums stehen, der historische Teil besteht aus der Sammlung Mylius-Vigoni. Diese Sammlung umfasst bedeutende italienische und deutsche Erstausgaben der Literatur aus dem 19. Jahrhundert, Reisebücher, Atlanten sowie Bücher über Kunst und Botanik. Insgesamt finden sich in der Bibliothek mehr als 20.000 Bände.

Archiv

Im historischen Archiv werden Dokumente und Korrespondenz der Familie Mylius-Vigoni und die den Besitz in Loveno betreffenden Verwaltungsunterlagen vom 18. bis zum 20. Jahrhundert aufbewahrt.