
Seit Ausbruch der Corona-Pandemie haben Politik und öffentliche Meinung den Stimmen von Virologen und Epidemiologen zunehmend Aufmerksamkeit geschenkt. Wie kaum je zuvor stand die Wissenschaft so sehr im Zentrum der Gesellschaft und noch nie konnte sie so wirksam Einfluss auf politische Entscheidungen nehmen. Hierin liegt eine große Chance, die allerdings auch Risiken birgt.
Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass eine effektive Kommunikation unter den beteiligten Fachleuten an deren Bereitschaft und Fähigkeit zu messen ist, einen offenen Diskurs untereinander zu führen und sich dann über gemeinsame Linien zu verständigen. Dort wo Koordination unterblieb, hat die öffentlichkeitsorientierte Verbreitung von Wissen Mängel gezeigt.
Hinzu kommt noch eine weitere Frage, die in der breiten Öffentlichkeit ebenfalls für Verwirrung und Irritation gesorgt hat: Wieso und wann kommt es dazu, dass Forschende, wie man es oft erlebte, ihre Standpunkte revidieren? Dass vermeintlich gesichertes Fachwissen auf der Grundlage neuer Erkenntnisse immer wieder weiterentwickelt oder angepasst werden muss, gehört nicht selbstverständlich zu unserem gängigen Verständnis von Wissensbildung.
Initiiert von MERCURIO Deutsch-Italienische Wirtschaftsvereinigung und konzipiert gemeinsam mit Villa Vigoni und dem Forum Accademico Italiano, setzt sich die neue Initiative „Wissen teilen“ zunächst zwei Ziele: zum einen geht es um die vertiefte Diskussion aktuellster Wissenschafts- und Wirtschaftsthemen, zum anderen um eine Befassung mit der Entstehung, der Nutzung und der Verbreitung von Wissen vorrangig aus einer deutsch-italienischen Perspektive. Leitidee dabei ist das demokratische Modell einer scientific citizenship, deren zentrale Anliegen eine weitere Annäherung und ein kontinuierlicher Austausch zwischen scientific community und Zivilgesellschaft sind.
„Wissen teilen“ führt eine neue Reihe digitaler Formate ein, die Vertreter aus Industrie, Wissenschaft und Kultur Italiens und Deutschlands zu Wort kommen lässt. Diese Initiative reiht sich den Jahresfokus der Villa Vigoni, „Was Europa zusammenhält: Wissen von Europa“ ein, und in das Projekt „Il FAI nella Rete“ des Forum Accademico Italiano.