Jungen Menschen jeglicher sozialer Herkunft Zugang zu Bildung und Ausbildung ermöglichen: Dies war eines der zentralen Anliegen im Leben des Unternehmers Heinrich Mylius (1769-1854). Diesem Leitmotiv widmete er sich mit großem persönlichem und finanziellem Einsatz.
Seinen unternehmerischen Erfolg hatte Mylius nicht zuletzt seinen innovativen Ideen in der Seidenindustrie zu verdanken. Es war ihm ein besonderes Anliegen das Know-How, angefangen von einer Verbesserung der manuellen Abläufe, über eine technische, patentierte Umrüstung der Maschinerie bis hin zum Einsatz neuester chemischer Prozesse, weiterzugeben. Sein Engagement gipfelte in der Gründung einer schulischen Einrichtung, die sich gleichermaßen der Vermittlung von Theorie und Praxis widmete – 1841 wurde die SIAM in Mailand (Società d’Incoraggiamento d’Arti e Mestieri) geboren, eine Institution, die man als Vorläufermodell des heutigen Systems der Dualen Ausbildung verstehen kann.
Mit dem Projekt „EuropeLab: Applied Knowledge“ möchte die Villa Vigoni diese Idee ihres „Gründervaters“ in die Gegenwart tragen und neu beleben.
In einem Festakt im Mai 2016 in der Villa Vigoni haben die damaligen Bildungsministerinnen Deutschlands und Italiens, Johanna Wanka und Stefania Giannini, auf die große Bedeutung der beruflichen Bildung hingewiesen und die „Gemeinsame Absichtserklärung in der Berufsbildung“, die damals bereits Italien und Bundesrepublik verband, um drei Jahre verlängert. Das Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) und das italienische Ministerium für Bildung, Hochschulen und Forschung (MIUR) hatten sich auf Aktionsfelder in der Berufsbildungszusammenarbeit geeinigt. Hierzu gehören auch die Entwicklung und Erprobung dualer Ausbildungsmodelle, die durch konkrete deutsch-italienische Begegnungen erfahrbar gemacht werden sollen.
Das Projekt der Villa Vigoni „EuropeLab: Applied Knowledge“ widmet sich in drei Komponenten diesen aktuellen (aus)bildungspolitischen Zielsetzungen Deutschlands und Italiens im EU-Kontext. In Form von zwei fachspezifischen Workshops wird deutschen und italienischen Auszubildenden ein gemeinsames Lernen und Arbeiten in einem schulischen und betrieblichen Ausbildungskontext ermöglicht. Außerdem ist ein Bildungsgespräch mit ausgewiesenen Fachexperten und Akteuren aus Bildung, Politik und Wirtschaft vorgesehen, bei dem Anwendung, Anpassung und Weiterentwicklung des Dualen Systems aus deutsch-italienischer Perspektive diskutiert werden.