Prof. Dr. Florian Hartmann, Aachen;
Prof. Roberto Lambertini, Macerata
Angesichts des umgreifenden Populismus, der sich durchsetzenden Autokratien und der Herausforderungen einer liberalen Demokratie lässt sich eine neue Relevanz der Konsenstheorien wahrnehmen. Daher lohnt es, die konkreten Erscheinungen von Konsens – und damit auch von Dissens – in der Vergangenheit zu untersuchen, um einen Beitrag auch zum Verständnis unserer Gegenwart zu leisten. Das Mittelalter, eine Epoche also, in der verschiedene Formen, Konsens oder Dissens zum Ausdruck zu bringen, anerkannt waren, stellt ein besonders lehrreiches Beispiel dar, weil insbesondere dem Hoch-und Spätmittelalter die Idee der Legitimierung durch Konsens gar nicht fremd war. Gegen den noch gängigen Gemeinplatz, wonach das Mittelalter von der Idee des Gottesgnadentums vereinnahmt war, konnte die Forschung zeigen, dass mehrere politische Theorien dem Konsens der Beherrschten eine wichtige Rolle zuschrieben. Diese Überlegungen sollen in den Villa-Vigoni-Gesprächen fortgeführt werden.