Goethe-Vigoni Discorsi
Die Pandemie hat nicht nur eine Gesundheitskrise in Europa ausgelöst, sondern auch die Eckpfeiler der europäischen Integration in Frage gestellt – von dem Prinzip der Freizügigkeit bis zum kulturellen und wissenschaftlichen Austausch. Als der für 2020 geplante „Europäische Sommer 2020“ an der Goethe-Universität Frankfurt aufgrund des Coronavirus‘ abgesagt werden musste, entwickelten die Goethe-Universität, die Villa Vigoni, das Italienische Generalkonsulat in Frankfurt und die Hessische Staatskanzlei ein neues Format: Mit den Goethe-Vigoni Discorsi ging das deutsch-italienisch-europäische Gespräch weiter, auch dank einer Medienpartnerschaft mit den Zeitungen Frankfurter Allgemeine (FAZ) und La Repubblica.
Während der Monate der Pandemie haben die FAZ und die La Repubblica Beiträge der Goethe-Vigoni Discorsi veröffentlicht: Prominente Personen aus Wissenschaft, Kultur, Wirtschaft und Politik haben sich des Themas „Europa“ angenommen, mit einem besonderen Augenmerk auf den deutsch-italienischen Beziehungen. Neben der FAZ und der La Repubblica waren und sind die Webseiten der Villa Vigoni und der Goethe-Universität das Forum dieser Discorsi. Hier werden die Texte der Goethe-Vigoni Discorsi in der Reihenfolge ihrer Veröffentlichung in den Zeitungen gesammelt. Inzwischen liegen sie auch gedruckt als Buch vor.
Diese deutsch-italienische Initiative will deutlich machen, dass die Nationalstaaten in Europa die globalen Themen und Krisen (nicht nur die Coronapandemie) nicht im Alleingang stemmen können. Gemeinsam hingegen können sie Großes bewerkstelligen. Für diese Gemeinsamkeit steht die Kooperation der Goethe-Vigoni Discorsi. Thema einer weiteren Goethe-Vigoni-Veranstaltung im Jahr 2023 war die Beziehung von Demokratie und Freiheit in unseren Gesellschaften. Aus diesem deutsch-italienischen Austausch ging der Band „La nostra democrazia, la tua libertà“ („Unsere Demokratie, Deine Freiheit“) hervor (Villa Vigoni Editore | Verlag). Im Jahr 2024 wurde deutsch-italienisch über die Bedeutung von Künstlicher Intelligenz und neuen Technologien für die Demokratie als Staats- und Gesellschaftsform diskutiert. Keine Zukunftsgestaltung ohne geschichtliches Bewusstsein: Zu den Goethe-Vigoni Discorsi gehört daher auch die Beschäftigung mit der Frage, wie sich die Demokratien in Italien und in der Bundesrepublik der Vergangenheit stellen. Hierzu zählen die juristische Aufarbeitung von im Zweiten Weltkrieg begangenen Verbrechen ebenso wie politische, wissenschaftliche und kulturelle Versuche, mit dem „Erbe“ der Diktaturen umzugehen.
Hinzuschauen und aufzuklären – auch dort, wo die Erinnerung schmerzlich ist –, war der Leitgedanke der deutsch-italienischen Gespräche, die zu dem vorerst letzten Band der Goethe-Vigoni Discorsi geführt haben (2024). „Eine Schule der Menschlichkeit“ berichtet von den Prozessen gegen Männer, die sich Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit schuldig gemacht haben.