Wie Europa zur Union wurde

Anlässlich des Europatages 2025 richtete die Villa Vigoni gemeinsam mit dem Movimento Europeo – Italia und in Kooperation mit sechs Mailänder Universitäten eine Konferenz mit dem Titel „Vierzig Jahre seit dem Europäischen Rat von Mailand. Der öffentliche Raum Europas: Strategien und Werkzeuge für die Zukunft“ aus.

Die Veranstaltung bot eine wichtige Gelegenheit zum Nachdenken über eine entscheidende Phase des europäischen Integrationsprozesses: Den Europäischen Rat von Mailand 1985. Dieses Gipfeltreffen markierte den Beginn des Reformprozesses der Gründungsverträge, insofern gewichtige Vorschläge, darunter das „Weißbuch zur Vollendung des Binnenmarktes“ und der „Adonnino-Bericht“ zur europäischen Staatsbürgerschaft, angenommen wurden. Zum Anstoß dieses Prozesses hatte auch eine Mobilisierung der Bevölkerung beigetragen.

Die Veranstaltung fand in der Università Cattolica del Sacro Cuore vor großem Publikum statt. 150 Personen waren gekommen: Vertreterinnen und Vertreter von Behörden und der Wissenschaft, Studierende sowie Bürgerinnen und Bürger. Sie diskutierten lebhaft über gegenwärtige Herausforderungen der Europäischen Union.

In seiner Eröffnungsrede schlug Botschafter Luigi Mattiolo, der italienische Präsident der Villa Vigoni, eine vertiefte Betrachtung der historischen Bedeutung sowie der Aktualität des Europäischen Rates von 1985 vor, die dessen entscheidende Rolle in der Wiederaufnahme des europäischen Projektes betont. Im Mittelpunkt seiner Rede stand ein Verweis auf den Genscher-Colombo-Plan von 1981, welcher die Vision einer nicht nur auf Wirtschaftskooperation, sondern auf eine tiefergreifende politische, institutionelle und kulturelle Integration ausgerichtete Europäischen Union skizzierte. Zu den zentralen Vorschlägen damals gehörten die Einführung der europäischen Staatsbürgerschaft und der Entwurf einer gemeinsamen Außenpolitik. Botschafter Mattiolo unterstrich den Stellenwert der deutsch-italienischen Zusammenarbeit als treibende Kraft des Integrationsprozesses und betonte den aus diesem Impuls stammenden Einsatz der Villa Vigoni für die Förderung eines stabilen und konstruktiven Dialogs der beiden Länder. Mit einem Blick auf die Gegenwart wies er auf den deutsch-italienischen Aktionsplan von 2023 zur Stärkung der Europäischen Union hin und appellierte an die gemeinsame Verantwortung der Politik, der Zivilgesellschaft und der Wissenschaft für den Aufbau eines erfolgreichen, inklusiven und demokratischen öffentlichen Raum Europas.

Im Anschluss sprach Pier Virgilio Dastoli, der Präsident des Movimento Europeo-Italia und langjähriges Vereinsmitglied der Villa Vigoni, zum politischen und symbolischen Wert des Mailänder Gipfels. Er unterstrich die Bedeutung der europäischen Staatsbürgerschaft und der demokratischen Partizipation. Er hob die Notwendigkeit der Stärkung des europäischen öffentlichen Raumes hervor, wie es zuvor Politiker wie Schuman, Spinelli, Genscher und Colombo getan hatten. Paolo Gentiloni, der ehemalige EU-Kommissar für Wirtschaft und Währung, arbeitete in seiner Rede fünf strategische Prioritäten heraus, auf denen der Fokus der Europäischen Union in den kommenden Jahren liegen sollte.

Eine Vorführung des Filmes „Le parole di Ventotene“ und eine öffentliche Debatte in der Casa della Cultura mit einflussreichen Vertreterinnen und Vertretern des europäischen Gedankens rundeten den Tag ab. Sie alle bekräftigten die essenzielle Rolle der Zivilgesellschaft im Aufbau des europäischen Projektes.

Die Villa Vigoni, die der Förderung des deutsch-italienischen und europäischen Dialoges verpflichtet ist, ist stolz darauf, einen Beitrag zu diesem Austausch zu gemeinsamen Zukunftsvisionen für Europa geleistet zu haben.

Vertiefende Lektüre

Credits
Fotos | Villa Vigoni